Wie gut hat es Petrus bei unserer 12. Spargelfahrt am Sonnabend, dem 26. Mai 2018 wieder mit uns gemeint! Bei herrlichem Sommerwetter, zum Glück mit ein paar barmherzigen Schönwetterwolken, dürfen wir in der Altmark und im Wendland einen Traumtag erleben. Schon die Fahrt durch die malerische Landschaft, vielfach auf Neben-, teils auf Alleenstraßen, ein Erlebnis: das frische Grün der Buchen und Eichen, Klatschmohn an den Feldrändern, sogar Kornfelder mit Kornblumen, gepflegte Dörfer mit blühenden Rosen. Deutlich empfinden wir den Unterschied zwischen den Rundlings- und Straßendörfern mit Niederdeutschen Hallenhäusern im Wendland und den Straßendörfern der Altmark mit traufenständigen Vierseithöfen mit Torscheune, sog. Mitteldeutschen Gehöften.
Pünktlich erreichen wir das Kavaliershaus Krumke. Das in den Mitteilungen abgebildete meisterlich geschmiedete Tor zum Schlosspark erkennen viele voller Freude wieder. Welch ein Willkommen bei der festlich mit Sammeltassen für uns eingedeckten Kaffeetafel! Verlockend die Torten, die wir am Buffet auswählen dürfen. Nach dem Kaffeetrinken zieht es uns in den Schlosspark, einen der „Gartenträume“ Sachsen-Anhalts. Der englische Landschaftspark mit barocken Elementen ist einigen schon aus dem August 2015 bekannt, als wir im Bismarckjahr nach der Besichtigung von Schönhausen und Tangermünde hier bei einem Abendspaziergang von der Atmosphäre fasziniert waren. In kleinen Gruppen geht es auf Entdeckungstour: zum Rosengarten, zum neugotischen Schloss, zum großen Teich, zum Steinkabinett, zur berühmten Buchsbaumhecke… Man trifft sich, bleibt zu einem kurzen Gespräch stehen. Bänke locken zum Verweilen und Schauen. Unter den wunderbaren großen Bäumen ist es angenehm kühl. Doch der Rosengarten lockt uns immer wieder in die Sonne! Einige machen es sich dort im Pavillon bequem. Welch ein Park! Eine Oase der Ruhe und Beschaulichkeit. Weitläufig, abwechslungsreich, idyllisch der Übergang zu den umliegenden Wiesen. Einfach wunderbar. Der Abschied fällt uns schwer, doch es lockt das benachbarte Krevese mit seinen Schätzen.
Nach kurzer Fahrt erreichen wir diesen bereits 956 urkundlich als Kribci (slaw. Gestrüpp, Flusskrümmung) erwähnten Ort, eine der am frühesten bezeugten Siedlungen der Altmark. Damals schenkte Kaiser Otto I. dem Stift Quedlinburg sechs slawische Dörfer. Zur Christianisierung der heidnischen Slawen stiftete Graf Albrecht von Osterburg 1170 das Kloster der Benediktinerinnen St. Maria im Holze zu Krevese. Beeindruckt stehen wir vor der zwischen 1170 und 1200 aus Feld- und Backsteinen erbauten spätromanischen Klosterkirche, einer dreischiffigen Basilika, und halten diesen denkwürdigen Moment auf einem Gruppenfoto fest. Eine weitere Facette der Romanik nach Jerichow, Arendsee, Schönhausen, Diesdorf und Beuster!
Beglückt erleben wir eine kleine Kostprobe vom „Kreveser Orgelsommer“. Kreiskantor Friedemann Lessing aus Osterburg führt uns in die Besonderheiten der vom Arp-Schnitger-Schüler Anton Heinrich Gansen aus Salzwedel erbauten Orgel ein, lässt uns schrittweise einzelne Stimmen und das komplette barocke Klangbild erleben. Das von Christoph Georg v. Bismarck und seiner Frau Anna Elisabeth v. Katte 1721 gestiftete Instrument gilt als eine der bedeutendsten barocken Dorforgeln Europas. Tief beeindruckt überlegen einige, zu einem der von Juni bis September jeweils am 1. Samstag im Monat stattfindenden Konzerte zu fahren. Für den Erhalt dieser wertvollen Orgel überreichen wir eine Spende für den Förderverein Gansenorgel und bedanken uns sehr herzlich für dieses Erlebnis.
In den nächsten 1 ½ Stunden führt uns Ralf Engelkamp, einer der Eigentümer von Herrenhaus und Park Krevese, der zusammen mit seinem Partner Rainer Kranz 2003 den historischen Besitz nach 10 Jahren Leerstand nach der Wiedervereinigung übernommen hat und dort ein Designatelier betreibt. Mit großem Engagement führt er uns in die Geschichte des Klosters, der romanischen Kirche und den Zusammenhang mit dem Herrenhaus, das auf den Grundmauern des Klosters errichtet wurde, ein und zeigt die wechselvolle Entwicklung bis heute auf, über die Bismarcks, weitere adelige und bürgerliche Eigentümer, die Enteignung und die Zeit in der DDR.
Er lässt die Epochen Revue passieren und macht deutlich, wie jede ihren Beitrag geleistet hat. So wie die Schäden des 30-jährigen Krieges überwunden wurden, so werden auch die der DDR-Zeit und der Nachwendezeit schrittweise überwunden werden. Das Herrenhaus konnte nur überleben, weil es auch in der DDR-Zeit eine wichtige Rolle gespielt hat und ein Mittelpunkt des Ortes war. 1987 wurde es sogar unter Denkmalschutz gestellt. Jede Epoche hat einen zeitgemäßen Beitrag geleistet – so versteht Ralf Engelkamp auch seine Rolle und die seines Partners. Es geht nicht darum, nur Altes zu erhalten, sondern dem Gebäude auch das Gesicht unserer Epoche zu geben, auch durch kulturelle Veranstaltungen. Im Herrenhaus verbinden sich in hervorragender Weise Tradition und Moderne. Dies trifft bei uns auf große Sympathie und Anerkennung. Viel zu schnell vergeht die Zeit. Wir wären gerne noch geblieben, hätten Ralf Engelkamp gerne noch länger zugehört. Mit großer Dankbarkeit verabschieden wir uns. Herrenhaus und Park – eine Lebensaufgabe! Wir werden wiederkommen!
Nach diesem erfüllten Nachmittag klingt der Tag im Landgasthaus Rieger in Dangenstorf im Wendland aus. Zum zwölften Mal genießen wir in der freundlichen familiären Atmosphäre Spargel mit Schinken, Schwenkbraten oder Räucherlachs. Wir fühlen uns hier schon richtig zuhause. Nach kurzen Ansprachen der Vorsitzenden und von Herrn Rieger wird tüchtig aufgetischt. Lebhafte Gespräche erfüllen den Raum. Ein gesunder Verteiler des Bundes der Ehemaligen darf auch nicht fehlen. Dankbar und beglückt treten wir nach diesem gelungenen Tag die Heimreise an, winkend von der „ganzen Mannschaft“ des Landgasthofes verabschiedet. Sonnenuntergang – ein großer roter Ball! Ein fröhlicher ereignisreicher Tag geht zuende. Die Teilnehmerinnen aus Hamburg bringen wir rechtzeitig zum Bahnhof, sodass sie ihren Zug bequem erreichen können. Und wir alle sind auch schon 5 Minuten vor der Zeit wieder an unserem Ausgangspunkt am Kurpark!
Aus vollem Herzen stimmen die Teilnehmer meiner Einschätzung „Kleinode, die man erlebt haben sollte“ zu. Trotz meines ausführlichen Berichtes in den Mitteilungen und im Internet ahnten viele nicht, was sich hinter dem „Geheimtipp Krumke und Krevese“ verbirgt! So außergewöhnlich hatten sie es sich nicht vorgestellt. Wieviel Dank habe ich während des Tages und bei der Rückkehr erfahren. Das hatte auch viel mit den engagierten und freundlichen Menschen zu tun, die uns geführt und bewirtet haben! Ja, es lohnt sich, die beiden früheren Adelssitze in der Nähe der Hansestadt Osterburg kennenzulernen. „Wenn ich geahnt hätte, wie toll die Fahrt ist, dann wäre ich schon früher mitgefahren“, so die Äußerung einer neuen Teilnehmerin! Ja, der Name „Spargelfahrt“ mag etwas irreführend sein, denn vor dem Spargelessen gibt es stets ein interessantes Kultur- und Naturprogramm.
Wir gehen auseinander mit dem Gefühl, uns bald wieder zu treffen – beim Stammtisch am 12. Juni, in der Roten Schleuse am 13. Juni, beim Schulfest am 15. Juni, in St. Johannis am 25. Juli oder/und bei der Sommerfahrt nach Stendal und Jerichow am 18. August…
Auf jeden Fall sehen wir uns bei der 13. Spargelfahrt am Sonnabend, dem 25. Mai 2019! Bitte merken Sie schon jetzt diesen Termin vor.
In dieser einmaligen Region mit ihrer traumhaften Landschaft und ihren kulturellen Schätzen locken noch viele wenig bekannte Ziele! Wenn Sie nicht wissen, was sich hinter unseren Zielen Krumke und Krevese verbirgt, dann haben Sie am 26. Mai wirklich etwas versäumt. Damit das nicht wieder passiert, notieren Sie sich schon jetzt den Termin der nächsten Spargelfahrt, denn es wird auch 2019 wieder etwas Besonderes sein.
Dr. Luise Reinhardt-Drischler
Weitere Informationen finden Sie im Bericht „12. Spargelfahrt: Schlosspark Krumke, Herrenhaus und Klosterkirche Krevese, Dangenstorf am Sonnabend, dem 26. Mai 2018“