Einen eindrucksvollen und beglückenden Nachmittag erlebten 50 Mitglieder des Bundes der Ehemaligen im Kloster Lüne. Schon lange vor Beginn fanden sich die Teilnehmer ein und genossen bei herrlichem Wetter das einmalige Ambiente des Klosterhofes und den Kräutergarten. Welch eine Wiedersehensfreude! Lebhafte Gespräche in allen Grüppchen! Nebenbei wurden die Namensetiketten verteilt und die Gruppen ausgelost.

Nach der Begrüßung durch Äbtissin Reinhild von der Goltz ging es auf eine Zeitreise durch die Geschichte des 1172 gegründeten Benediktinerinnenklosters vor den Toren der Hansestadt, eines der sechs bis heute bestehenden Heideklöster. Neben den kulturellen Schätzen stand das Leben der Nonnen, Äbtissinnen und Konventualinnen und damit die Rolle der Frau sowie die Bedeutung der Bildung für Frauen im Mittelpunkt. Anschaulich und authentisch erlebten wir anhand von vorgelesenen Briefen aus verschiedenen Epochen das Leben der Klosterbewohner. Die Reformation wurde sehr überzeugend aus der Perspektive der Nonnen beleuchtet. Da außerhalb des Kloster für sie, die seit ihren Kindertagen im Kloster lebten und hoch gebildet waren, kaum Lebensmöglichkeiten bestanden, war die Reformation für sie existenzbedrohend. Neben religiösen Gründen war dies ein wichtiger Aspekt für die vehemente Gegenwehr bei Einführung der Reformation durch den Landesherrn. Bereits 1528 setzte Herzog Ernst der Bekenner den Gottesdienst in lutherischer Form und damit in deutscher Sprache durch, doch die Nonnen fanden Wege, an der lateinischen Liturgie festzuhalten. Erst 1562 schlossen sie sich nach geschicktem und überzeugendem Agieren der Äbtissin von Meding, das uns an einem Bild auf dem Nonnenchor verdeutlicht wurde, der evangelischen Lehre an. 1711 wurde das Kloster in ein evangelisches Damenstift umgewandelt. Bei der Andacht in der Klosterkirche stellte Karin Aulike mit der Bedeutung von Bildung für Frauen in ihrer Predigt die Verbindung zum 90-jährigen Bestehen des Bundes der Ehemaligen der Wilhelm-Raabe-Schule her, die bis 1971 eine Mädchenschule war. Dankbar lauschten wir den Klängen der Orgel und sangen mit Begeisterung „Geh aus mein Herz und suche Freud“ und „Der Mond ist aufgegangen“.

Zum Ausklang ging es zum Essen in den Sommerremter. Nach dem vielen Gehörten und Gesehenen bestand ein großer Bedarf, sich auszutauschen. Die Vorsitzende Dr. Luise Reinhardt-Drischler freute sich, dass der Start der neuen Veranstaltungsreihe ein voller Erfolg war und sie auch Mitglieder begrüßen durfte, die an Fahrten bisher nicht teilgenommen haben oder nicht mehr teilnehmen können. Offensichtlich besteht ein großes Interesse an dieser neuen Veranstaltungsform, die sich mit den kulturellen Schätzen unserer Heimatstadt beschäftigt und zugleich den Zusammenhalt in unserer Gemeinschaft stärkt. Daher soll diese Veranstaltungsreihe im nächsten Jahr mit der Besichtigung der Nikolaikirche fortgesetzt werden. Die Vorsitzende dankte Karin Aulike, Maria Iwamoto, Ingelies Teichert und Rosemarie Lechner für die beeindruckende Führung mit einem kleinen Präsent. Sie ging in ihrer Rede auf das erfolgreiche Jubiläumsjahr ein und stimmte die Teilnehmer auf die kommenden Veranstaltungen – die beiden Höhepunkte des Jubiläumsjahres – ein. Alle Teilnehmer erhielten aktuelle Leporellos mit den Terminen bis zum August 2017. Diese können z.B. für Klassentreffen bei der Vorsitzenden angefordert werden. Interesse bestand auch an den neuen T-Shirts des Bundes der Ehemaligen, die mehrere Mitglieder bereits trugen.
Zufrieden gingen wir nach diesem erlebnisreichen Nachmittag auseinander – standen in kleinen Grüppchen im Klosterhof noch zusammen oder schauten noch einmal in den Kräutergarten. Und immer wieder hörte man „dann bis zur großen Jubiläumsfahrt am 20. August“!

Dr. Luise Reinhardt-Drischler